Lokführer und Piloten vom 8.11.2007

Sehr geehrte Damen und Herren

Die Fluglotsen haben es den Lokführern vor Jahren vorgemacht, daß man mit wenigen, in Schlüsselpositionen Arbeitenden einen ganzen Zweig der Volkswirtschaft lahm legen kann. Diese Herrschaften „verdienen“ inzwischen ca. 10.000 € monatlich. Solche Erfolge erzeugen natürlich Nachahmer und man muß sich wundern, daß hier nicht schon längst ähnliches auf andren Gebieten passiert ist.

 Hier ist eine unheilvolle Entwicklung in der Tariflandschaft sichtbar: Durch die Spezialisierung in der Arbeitswelt werden sich immer mehr Minigewerkschaften formieren, die mit einer kleinen Gruppe ihre egoistischen Gehaltsinteressen durchsetzen können, weil sonst ganze Versorgungsstränge unterbrochen werden. Da diese unverhältnismäßig hohen Gehälter nur einen verhältnismäßig geringen Anteil der Kosten an dem jeweiligen Wirtschaftszweig ausmachen, ist man geneigt, dem nachzugeben, was offenbar die Bundeskanzlerin hinzunehmen geneigt ist und Mehdorn im Regen stehen läßt. Hier ist eine gesetzlich eindeutige Regelung erforderlich, die solche Machenschaften unterbindet und das Gemeinwohl über den Egoismus stellt. Vielleicht sollte sich Frau Merkel mal Frau Thatcher erkundigen, wie man das macht.

Es ist eine andere Frage, ob die Eisenbahnergewerkschaft bislang versäumt hat, die Lokführer in den Tarifverhandlungen besser als bisher zu stellen. Aber ein Bewerber, der die Ausbildung bei der Bahn als Lokführer beginnt, weiß doch, was er danach verdient. Er ist doch nicht gezwungen, diese Ausbildung zu machen! Außerdem soll mir doch mal einer erklären, was er denn mehr können muß und inwiefern er belasteter ist als ein Lkw- oder Busfahrer! Das Gegenteil scheint mir eher der Fall zu sein.

Es geht der Gewerkschaft der Lokführer auch gar nicht so sehr um die 30 % mehr, sondern um den eigenständigen Tarifvertrag, der ihnen zukünftig den Zugang zum Geldhahn öffnet. Schadenfreude, die manch simples Gemüt bei dem Sieg Klein gegen Groß empfunden haben mag, ist hier nicht angebracht, denn wir alle werden dies auf längere Sicht teuer bezahlen müssen, wenn die Büchse der Pandora erst geöffnet ist.

Mit freundlichen Grüßen

gute Antwort von Frau Faße, nur geändert hat sich bislang nichts:

 

Von: annette.fasse@bundestag.de im Auftrag von Annette Fasse, MdB
[annette.fasse@bundestag.de]
Gesendet: Montag, 12. November 2007 12:58
An: Manfred Kuras
Betreff: Re: Leserbrief, Streik der Lokführer

Sehr geehrter Herr Kuras,

vielen Dank für Ihre Mail bzgl. des Streiks der Lokführer.Ich stimme
Ihnen zu, was Ihre Befürchtungen betrifft, es könnten sich zukünftig
viele kleine Splittergewerkschaften bilden, sollte sich die GdL in der
Frage der Eigenständigkeit des Tarifvertrags durchsetzen. Ich hoffe,
dass die beteiligten Tarifparteien gemeinsam eine Lösung finden werden,
die allen Interessen gerecht wird, die aber eine solche Entwicklung
vermeidet. Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass jede Berufsgruppe
das Recht hat, für mehr Lohn oder andere Verbesserungen zu kämpfen, aber
es stellt sich die Frage, ob die Gefährdung der gesamten deutschen
Wirtschaft zu den Anliegen noch in einem angemessenen Verhältnis steht.

Mit freundlichen Grüßen
Annette Faße, MdB